Vereinsname

Entstehung des Vereinsnamens

Vereinsname „Elodea“, wie kam er zustande und was bedeutet er?

von Heinrich Gewinner

Sie kennen das sicher auch, man trifft sich im Bekanntenkreis und erzählt bei passender Gelegenheit: „Ich bin Mitglied bei ELODEA“

Frage aus der Runde: “Was ist ELODEA?“

Antwort: „Ein Aquarienverein, korrekt heißen wir Aquarienverein Elodea Bergstraße e.V.“

Nächste Frage: „Wie kommt ihr zu solch einem Namen und was ist das?“

Nun, gehen wir es einfach mal der Reihe nach an. Als sich am 2. Juni 1956 nach langjährigem Vorgeplänkel der Aquarienverein im Präsenzhof in Bensheim gründete, wurde auch ein Name für diesen Verein gesucht.

Wir wissen, dass der Name auf Vorschlag von Herrn Hans Schmidt aus Alsbach ins Rennen gebracht wurde. Bei einem Treffen in Alsbach einigte man sich zunächst einmal drauf, ob es ein Fisch- oder Pflanzenname werden sollte. Nachdem man sich für eine Pflanze entschieden hatte, war sein Vorschlag „ELODEA“. Was wir nicht wissen, ist, wie er zu diesem Vorschlag kam, hier kann ich heute nur noch spekulieren.

Von Alsbach nach Darmstadt ist es nicht weit, dort existierte im Jahre 1956 schon seit über 50 Jahren ein Aquarienverein mit dem Namen „HOTTONIA“, benannt nach einer vor nunmehr über 100 Jahren weit verbreiteten Wasserpflanze, Hottonia palustris, und den er mit Sicherheit kannte.

Es ist für mich gut nachvollziehbar, dass Herr Schmidt (übrigens der erste 2. Vorsitzende unseres Vereins)hier eine kleine geistige Anlehnung genommen hat und ELODEA vorschlug; diese Wasserpflanze mit exaktem Namen Elodea canadensis war in den 50er Jahren, als alle Wassergräben an der Bergstraße und im Ried noch reichlich Wasser führten, weit verbreitet und Aquarianer griffen mangels exotischer Wasserpflanzen auch darauf zurück und wenn ich zurückdenke, war dies auch ein meiner ersten Wasserpflanzen ausgangs der 40er Jahre und die holte ich nebst andere, aus allen möglichen Gräben und Tonlöchern zwischen Bensheim und Lorsch. In Bensheim-Auerbach gab es zwar eine Gärtnerei, bei der man gezogene und schöne große Pflanzen (hauptsächlich Elodea densa) kaufen konnte, die wuchsen in einem Wasserbecken aus Beton im Gewächshaus, aber fünf Pfennige waren damals viel Geld.

Zur Pflanze selbst, sie stammt ursprünglich wohl aus Nordamerika und Kanada, hat sich aber nach und nach und fast überall auf der Welt verbreitet (heute würde man das als eine invasive Pflanze bezeichnen).

Erstmals nachgewiesen wurde Elodea canadensis im Jahre 1836 in Irland und hat sich seitdem über ganz Europa bis in die Polargebiete und südlich bis Nordafrika ausgebreitet, oft in einem Ausmaß, der en Namen „Wasserpest“ gerechtfertigt erscheinen lässt. Inzwischen ist die Pflanze weiter nach Südasien, Australien und Neuseeland vorgedrungen. Bei uns dagegen hat sich die Verbreitung auf ein normales Maß reduziert.

Im Vordringen in Europa ist dagegen eine weitere Elodea-Art, Elodea nuttallii, die für hellstehende Kaltwasserbecken als wintergrüne Pflanze gut geeignet ist.

Und die Namenswahl kann durchaus auch einen tieferen Sinn gehabt haben, ist doch bekannt, dass sich diese Pflanze bei entsprechenden Bedingungen massenhaft vermehrst. Wollte man dem Verein damit ein zügiges Wachstum und gutes Gedeihen aufzeigen?

Der erste Teil der Frage wäre damit, so gut das heute noch geht, wohl beantwortet, kommen wir zu Punkt zwei: „Was ist das?“

Nun, es wäre leicht, eines der vielen neuen Pflanzenbücher zu nehmen und den Text zu übernehmen, so leicht will ich mir das hier nicht machen und so habe ich lange gesucht, bis ich ein historischen Pflanzenbuch gefunden habe, in dem statt Fotos noch hervorragend gemachte und auch farbige Zeichnungen der in der Frühzeit der Aquaristik bekannten Wasserpflanzen gab und die j von unseren Altvorderen zur Aquariendekoration genutzt wurden.

Im Jahre 1914 hatte Dr. Ludwig Klein, Geheimer Hofrat, Professor der Botanik an der Technischen Hochschule Karlsruhe das Buch „Unsere Sumpf- und Wasserpflanzen so weit vorbereitet, dass es in Druck gehen konnte, nur, es brach der erste Weltkrieg aus und es dauerte letztendlich bis zum 15. März 1919, ehe dieses Buch als achtes in einer Sammlung naturwissenschaftlicher Taschenbücher erscheinen konnte, erschienen ist es in Heidelberg in Car. Winter’s Universitätsbuchhandlung.

Und diesem Buch habe ich auch das nachfolgende Bild und die Beschreibung dieser Pflanze entnommen.

Gezeichnet vom Maler Ludwig Bartning in Berlin-Dahlem, der zu diesem Buch insgesamt 40 Zeichnungen beigesteuert hat. Neben Elodea canadensis ist auf dieser Zeichnung auch Callitriche vernalis, der Frühlings-Wasserstern zu sehen. Und so lautet der Text:

Elodea canadensis, die Wasserpest, in allen süßen Gewässern gemein, ist ein schlagendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit reiner vegetativer Vermehrung, da jedes kleine Bruchstück der in den Flüssen Nordamerikas heimischen Pflanze, die bei uns nur weibliche Blüten (selten) und nie Früchte hervorbringt, einen neuen Bestand zu gründen vermag. Seit Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts hat sie sich in Europa in so ungeheuren Massen verbreitet, dass sie anfänglich vielfach Schifffahrt und Fischfang hinderte, die Schleusen verstopfte, durch Hemmen des Abflusses Flüsse und Kanäle aufstaute, kurz, vielerorts zur wahren Landplage wurde, die sich aber glücklicherweise auf die ersten Jahre ihres Auftretens an einem Ort beschränkte. – Die weichen, meist nur 1 mm dicken, flutenden, verzweigten Stengel sind dicht mit 3zähligen Quirlen sitzender, meist länglichförmiger, abgerundet-stachelspitziger, kleingesägter, freudiggrüner Blätter besetzt, die bis in den Spätherbst und oft bis in den Winter grün bleiben. Erst im Frühjahr sterben die vorjährigen Blätter und Stengel ab; letztere zerfallen und die schon im Herbst gebildeten, 2-5 cm langen, wurmförmigen Erneuerungssprosse mit kleinen, dachziegelig sich deckenden Blättern wachsen zu neuen, bald anwurzelnden Einzelpflanzen aus. Viel seltener bilden sich in Laubblattachsen Hibernakeln, eiförmige, 4-5 mm lange, 1,5-2 m dicke Winterknospen mit etwas fleischigen, fast farblosen, breiteiförmigen, stachelspitzigen Schuppenblättern.