Text und Fotos Heinrich Gewinner
Um diesen Fisch gab es zu Beginn einige Irritationen, die aber inzwischen aufgeklärt sind. In der Zeitschrift “Aqua Journal of Ichthyology and Aquatic Biology Vol 2(4), Dezember 1997” erschien eine Wiederbeschreibung von Walter Ivantsoff, Aarn, Margaret A. Sheperd und Gerald R. Allen zu Pseudomugil reticulatus, gefangen in der Timika-Region. Im November 1982 hatten Allen und Bleher an einem Zufluß zum Ajamarusee (Vogelkoop Peninsula) ein einziges Exemplar (es war ein Weibchen) eines Fisches gefangen, der im Jahre 1986 von Allen & Ivantsoff ebenfalls als Pseudomugil reticulatus beschrieben worden war. Das ganze war für mich schon erstaunlich, die Fundorte lagen hunderte von km auseinander entfernt, durch X Berge und Täler getrennt, der Bereich um den Ajamarusee weist relativ hartes Wasser auf, von der Timika-Region kannte ich Angaben, die weiches Wasser signalisierten. Auch ein Satz von Heiko Bleher fiel mir ein, der schon mehrmals behauptet hatte, in jedem Flusssystem oder gar Bach weichen die Arten voneinander ab. Und dann sollte das der gleiche Fisch sein. Nun, im Jahre 1999 klärte sich das ganze auf, im “aqua Journal of Ichthyoloy and Aquatic Biology Vol. 3(4), Dezember 1999 hatten sich die Herren Gerald R. Allen und Samuel J. Renyaan der Sache nochmals angenommen und sie haben diesen kleinen Fisch zu Ehren von Walter Ivantsoff als Pseudomugil ivantsoffi neu beschrieben. Soviel zur Vorgeschichte. Im April 2005 telefonierte ich mit Heiko Bleher und er bot mir erste Nachzuchten dieses Fisches und von Pseudomugil novaeguineae an. Ich habe ja gesagt und so erhielt ich am 20. Mai 2005 je sieben Tiere. Die Ps. ivantsoffi waren schon recht groß und schauten so, als würden sie gerne Eier legen, also habe ich schon am nächsten Tag einen Laichmop ins Becken gehängt, dunkelbraune und dunkelgrüne Fäden, natürlich wieder um einen Korken aus einer Rieslingflasche gewickelt, etwa 300 Fäden, richtig schön dick das ganze. Nun weiß ich nicht, was denen besser gefallen hat, war es der leichte Rieslinggeschmack des Korkens oder die schön gefärbten Fäden, sie machten sich jedenfalls sofort an die Arbeit und ich hatte sehr schnell die ersten Eier. Ende Mai fuhren wir dann im Vorfeld zur IRG-Jahreshauptversammlung in der Sportschule Lindow für eine Woche zur Mecklenburger Seenplatte, aber nicht, ohne vorher Freund Werner mit dem Absammeln von weißen Eiern aus buntem Wollmop anzulernen und ich muß schon sagen, der hat seine Sache richtig gut gemacht. Im Aufzuchtbecken schwammen fast 20 Jungtiere und die sahen auch richtig gut genährt aus. Wasserwechseln hatte er sich nicht getraut, also holte ich das sofort nach, Gott sei Dank zunächst nur bei den beiden Becken mit den Ivantsoffs. Ich hätte es besser gelassen, aber das sagt sich so leicht.
Ich hatte nicht mitgekriegt, dass 200 m entfernt ein Stück Wasserleitung ausgetauscht worden war und so kippten mir von den 18 Jungfischen 15 um, ja selbst die Alttiere haben das Wasser nicht vertragen und ich hatte nur noch vier Stück. Das eine Pärchen hat dann beschlossen, mein Filterrohr zu inspizieren und sie blieben nebeneinander am Ausströmerstein stecken, da waren’s nur noch zwei und das waren Mädchen, blieb nur die Hoffnung auf die Jungtiere. Im Spätherbst waren die dann soweit, dass ich glaubte, sie unterscheiden zu können, einer davon war die ganze Zeit kaum gewachsen, die beiden anderen sahen sehr weiblich aus. Also habe ich Heiko angebettelt und er brachte mir im November 2005 noch ein Männchen vorbei (bei dieser Gelegenheit erhielt ich auch einen Satz Melanotaenia splendida tatei) und den habe ich in den Harem gesetzt. Es scheint ihm darin zu gefallen, ich finde immer mal wieder ein paar Eier und die ersten 10 Jungtiere schwimmen inzwischen, ja die ersten haben bereits einen Zentimeter überschritten und sehen jetzt schon irgendwie wie die Alttiere aus. Ab Mitte Dezember hatte ich ein ganz neues Problem, plötzlich verpilzten sowohl von dieser Art als auch von den Novaeguineas ohne ersichtlichen Grund die Eier serienweise und ich finde keinen Grund. Hat sich wieder etwas in der Wasserleitung abgespielt, ich weiß es nicht, aber ich habe vorsichtshalber jetzt mal einen Aktivkohle- Blockfilter installiert, über den ich nach dem Wasserwechsel auffülle und so liegen jetzt wieder einige befruchtete Eier der beiden Arten herum und ich warte auf den Schlupf. Noch einmal zum Wasser, bei uns aus der Leitung kommt es mit 16-18°dGH, ich nehme, da die Tiere in der Natur in sehr weichem Wasser leben, etwa zwei Drittel Osmosewasser und ein Drittel aus der Leitung. Und noch etwas: Das zurückgebliebene Tierchen hat inzwischen beschlossen, doch noch zum Manne zu werden und so wächst er jetzt plötzlich nach, balzen tut er auch schon, im Mop verschwindet aber immer nur der “Pascha”. Und zu noch etwas, was ich bei der Aufzucht von Pseudomugil in dieser Form noch nicht beobachtet habe. Die Ivantsoffis sind in Relation zu Pseudomugil novaeguinea oder Ps. reticulatus ja fast um die Hälfte kleiner, aber sie sind nach zwei bis drei Tagen viel besser zu sehen und das liegt an einer Besonderheit, die mir beim ersten mal gar nicht so aufgefallen war (ich habe jetzt allerdings auch eine andere Beleuchtung). Die kleinen Kerlchen haben ein derart intensiv blau gefärbtes Auge, dass sie wie kleine Sterne im Aquarium zu erkennen sind und es ist nicht nur das Auge, das so leuchtet, auch die Schwimmblase erstrahlt, so dass gut die Hälfte der kleinen Fischchen leuchtet und das verlieren sie leider, sobald die Pigmentierung am Körper einsetzt, bei einem cm Größe ist nur noch das Auge schön blau.